Die Eyhofsiedlung

Die Siedlung Essen-Stadtwald, auch Eyhof genannt, wurde 1920 bis 1924 als zweites Siedlungsbauvorhaben der „Allgemeinen Bauverein Essen AG“ (heute Allbau AG) auf einem etwa 7,5 Hek­tar großen Gelände nördlich der Frankenstraße, die die Stadtteile Stadtwald und Rellinghausen verbindet, errichtet. Vorgesehen für den durch die Folgen des Ersten Weltkriegs stark belasteten Mittelstand sollten 155 Häuser 231 Familien Unterkunft in Woh­nungen mit einer Größe zwischen drei und sechs Räumen geben.

Entworfen wurde die Siedlung von dem Architekten und Städ­tebauer Josef Rings (1878 -1957), der nach seinem Studium von 1912 bis 1919 zunächst Abteilungsleiter des Baubüros der Fried­rich Krupp AG war. Dort hatte er Erfahrungen im Siedlungsbau sammeln können und die Erweiterungen der Margarethenhö­he sowie der Siedlung Alfredshof geplant. Die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg forderte eine Verknüpfung von ökonomischem Nutzen und sozialem Enga­gement. So wurde am 17. April 1919 die Allgemeine Bauverein Essen AG zu zwei Dritteln aus städtischen und zu einem Drittel aus Mitteln privater Personen und Institutionen gegründet. Der damalige Essener Oberbürgermeister und spätere Reichs­kanzler Hans Luther sowie der Beigeordnete, Stadtplaner und Gründer des Ruhrsiedlungsverbandes (jetzt RVR) Robert Schmidt engagierten sich für das Vorhaben ebenso wie eine Architekten-Gruppe, der auch Josef Rings, der schon Architekt der ersten, 1919 erbauten Allbau-Siedlung „Feldhaushof“ in Huttrop ange­hörte.

 Die Eyhof-Siedlung macht mit einem städtebaulichen Konzept auf sich aufmerksam,       das sich von den nachgebildeten Dorfstrukturen der Bergarbeitersiedlungen deutlich unterscheidet. 

Rings entwirft eine Hauptachse mit einem zentralen Grünhof, der von der Frankenstraße durch einen Torbau erschlossen wird. Die Hauptachse wird nach Norden von drei mit Reihenhäusern bebauten Straßen gequert und bildet im Lageplan eine sym­metrische städtebauliche Figur, die nach Norden zum Wald hin durch den bogenförmig verlaufenden, als Umgehungsstraße konzipierten Waldsaum abgeschlossen wird. Während der klar geordnete Städtebau an repräsentativen Bei­spielen orientierte ist, stellt sich die Architektur in einer Schlicht­heit dar, die weit über den Charakter vergleichbarer Siedlungen hinausgeht. Die Häuser zeichnen sich dabei durch eine einfa­che, auf jeglichen Schmuck verzichtende, im Grundriss typisier­te und durch die Normierung von Bauteilen charakterisierte Bauweise aus, die die Einheitlichkeit des Stadtbilds förderte. Josef Rings schrieb in seinem 1922 veröffentlichen Buch „Sied­lungsreform“ zur Siedlung Eyhof

„Der einfachste und klarste Baukörper ist zum Ausdruck städ­tebaulicher Gedanken der geeignetste und der geringste Material- und Funktionsaufwand fordert wiederum klare Gebilde. Die Siedlung in Essen-Stadtwald wird so zum einprägsamen Beispiel eines unter massiven ökonomischer Zwängen errichte­ten Quartiers mit herausragenden künstlerischen Eigenschaf­ten.

Prof. Dr. Thorsten Scheer

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