Mühlenbachtal 

Die Mühlen im Rellinghauser Mühlenbachtal 

 An der Stelle, an der heute die Rellinghauser Straße mit den Straßen Im Walpurgistal und St. Annental eine Kreuzung bildet, stand bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Rellinghauser Stiftsmühle. Als der 10 Meter hohe Damm für Straße und Straßenbahn zur direkten Verbindung Rellinghausens mit der übrigen Stadt Essen im Jahre 1927 aufgeschüttet wurde, verschwanden die Überreste von Mühle und Mühlenteich unter dem Bergeschutt der Zeche Langenbrahm. Die Rellinghauser Stiftsmühle wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1411 erwähnt. Sie war, wie alle Mühlen, Eigentum des Landesherren, und der war bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts das Stift Rellinghausen, das mit dem Stift Essen nur lose verbunden war. Kirchenbücher weisen für 1412 einen Johan de Molner als Lehnsmann und Mühlenbetreiber des Stifts aus. Eine letzte Belehnung für Johann Wilhelm Möller, inzwischen durch die Äbtissin von Essen, ist 1763 dokumentiert. Im Jahre 1908 ging die Mühle in den Besitz der Stadt Essen über.

Knapp 800 Meer bachaufwärts bei der heutigen Straße Bohrmühlental erinnert ein ehemaliges Gartenlokal an eine Schleifmühle. Eine Bohr- und Schleifmühle an dieser Stelle ist erstmals 1619 erwähnt. Die Essener Gewehrfabrikanten Gerhard Öfte und Christian Schlieper (= Schleifer) erhalten vom Landesherrn die Erlaubnis, eine Mühle zu bauen und den für die Wasserenergie notwendigen Mühlenteich anzulegen. Dabei gerieten sie in Streit mit den Rellinghauser Markgenossen (= Bauern), die das Recht hatten, den Bachgrund für ihre Schweinehütung zu nutzen. Die für mehr als zwei Jahrhunderte berühmte Gewehrfabrikation in Stift und Stadt Essen ließ in Bohr- und Schleifmühlen die Gewehrläufe durch Wasserkraft erbohren und schleifen. Eine letzte kurze Blütezeit mit bis zu 6.000 gefertigten Gewehren und Pistolen pro Jahr erlebte sie in der Zeit zwischen 1806 und 1813, als das gesamte Essener Gebiet zum Großherzogtum Berg gehörte. 1823 erwarb Toussaint Moreau die Schleifmühle und baute sie zur Kornmühle um. Der letzte Besitzer, die Stadt Essen, riss die Mühle Ende der 60er Jahre ab.

In direkter Nachbarschaft zur Schleifmühle stand eine weitere Mühle, eine hand- oder roßbetriebene Lohmühle. Die Eichen des nahe gelegenen Gemeindewalds lieferten die Rinde, die zu Lohe zerkleinert wurde.

Am Unterlauf des Mühlenbachs, im Bereich der heutigen Kläranlage an der Straße St. Annental, gab es eine vierte Mühle. Die Möllenbecksmühle war ebenfalls eine Kornmühle. Man findet sie seit 1655 in den Urkunden, wenn ihre Betreiber mit den Herren von Vittinghoff-Schell, den Grundbesitzern, Vergleiche über die Abgaben an den Lehensherrn, das Stift, abschließen. Vier Mühlen, von denen wir nicht genau wissen, wann sie gebaut wurden und von denen es keine Überreste mehr gibt. Wir wissen nur, dass sie über die Jahrhunderte arbeiteten und den Einwohnern von Rellinghausen Brot und Arbeit gaben. 

Ihr Betrieb auf weniger als zwei Kilometer Bachlauf war nur möglich, weil das Wasser in hinreichend großen Mühlenteichen gespeichert und sehr gezielt eingesetzt wurde. Der Betrieb war allerdings auch nur so lange möglich, bis der Kohleabbau das Gebiet mit Stollen untergrub, das Wasser zum Versickern brachte und die Teiche durch Schlamm und Abwässer unbrauchbar machte. Dies war schon am Beginn des 19. Jahrhunderts der Fall. 

Abraumhalden, Eisenbahn- und Straßentrassen veränderten das Landschaftsbild des Mühlenbachtales noch vor der zunehmenden Besiedelung nahezu bis zur Unkenntlichkeit.

Heute ist das, was noch übrig ist, zu Teilen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. [Auch der Bach kann durch eine Renaturierung wieder fließen; ergänzt 2021.]

Die kleine Denkmalanlage wurde von Architekt Wigbert Lüke entworfen. Der Mühlstein, den Thorsten Stegmann kostenlos sanierte, wurde von Alex Patten gespendet. Die Finanzierung übernahm größtenteils die Interessengemeinschaft Walpurgistal e. V.; die Bezirksvertretung II unterstützte das Projekt ebenfalls. Die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald e. V. bedankt sich bei allen Spendern.

Hier erfahren Sie die kleine Geschichte der Wassermühle

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