– heute Freizeitstätte, einst Hinrichtungsort
Das Gelände der heutigen Sportanlagen seitlich dieses Weges trägt seit 1910 den Namen „Schillerwiese“. Zuvor hatte das Areal „Galgenberg“ geheißen, auch wenn ein Galgen zu dieser Zeit dort nicht mehr stand. Zur Umbenennung entschloss man sich, nachdem im Jahre 1905 unterhalb der heutigen Wittenbergstraße der Schillerbrunnen zu Ehren des Freiheitsdichters eingeweiht worden war. In diesem Umfeld mochte man wohl nicht mehr an die grausame Strafjustiz vergangener Zeiten erinnert werden.
Gleich vielen unzähligen kleinen Herrschaften des Heiligen Römischen Reiches besaß das ehemalige adelige Frauenstift Rellinghausen von ca. 1300 bis 1661 ein eigenes Gericht, konnte Recht sprechen und Strafen verhängen. Solche Strafen waren mitunter äußerst drastisch.
Sichtbarstes Zeichen der Blutgerichtsbarkeit, also des Rechtes, Todesstrafen zu verhängen, war der Galgen. Dafür wählte man gerne einen weithin sichtbaren Platz auf einer Anhöhe, möglichst an viel begangenen Wegen und an der Grenze des Gerichtsbezirks gelegen.
Der Rellinghauser Galgenberg lag hier im „Dreiländereck“. Er grenzte an die Reichabtei Werden, zu der Bredeney gehörte und an das Hochadelige Frauenstift Essen mit dem heutigen Stadtteil Rüttenscheid. Fremden, die den Platz passierten, war der Galgen zum einen Hoheitszeichen. Er deutete ihnen zugleich an, dass das Strafrecht hier auch tatsächlich ausgeübt werde.
Wie allgemein die Gerichtsverhandlung, so war vor allem der Strafvollzug bis zur Neuzeit eine öffentliche Angelegenheit. Auch Todesstrafen – Enthauptungen etwa
– wurden in der Regel als öffentliches Schauspiel auf einem Platz mitten im Dorf oder der Stadt durchgeführt.
Das Hängen war seit dem Altertum die häufigste Todesstrafe. Die ursprünglichste Form eines Galgens war wohl ein Baumast. Seit Karl dem Großen waren jedoch nur noch gezimmerte Galgengerüste zugelassen. In der Mehrzahl der Fälle wurde die Strafe des Erhängens wegen schweren Diebstahls ausgesprochen und in der Regel nur bei Männern vollzogen. Der Verurteilte starb dabei zumeist einen qualvollen Erstickungstod.
Weil es eine sehr schändliche Strafe war, die nicht nur den Täter sondern oft die ganze Familie entehrte, versuchten die Verwandten eine Umwandlung in Enthauptung durch das Schwert zu erwirken. Das galt als Gnadenakt. Zudem war so ein christliches Begräbnis gesichert. Der Leichnam des am Galgen Hingerichteten hingegen blieb bis zur Verwesung hängen, den Vögeln zum Fraß ausgeliefert. Das Abhängen der Leichen war bei schwerster Strafe verboten.
Wir wissen nicht, welche Personen am Rellinghauser Galgen ihr Ende fanden und für welches Verbrechen ihnen diese Strafe zugesprochen worden ist; denn urkundliche Belege darüber existieren nicht mehr.
Besser schon sind wir über eine andere Hinrichtungsart an diesem Platz informiert. Der Galgenberg war nämlich den Akten des Reichskammergerichtes zufolge auch der Ort, an dem die Verbrennung der als Hexer und Hexen Verurteilten stattgefunden hatte. Zwar wurde einigen der insgesamt 42 Opfer die „Gnade“ der Enthauptung zuteil, doch seien an dieser Stelle alle genannt, deren Namen aus den Akten zu ermitteln waren.
Als Opfer der Rellinghauser Hexenprozesse kamen in den Jahren 1579 bis 1591 zu Tode
MARJEN AM FELS aus Überruhr
LYSE IM CASSIEPEM aus Bergerhausen
GERTRID COSTETS
STINE IM DEUTSCHEN aus Byfang
FIE ESKENS aus Überruhr
LISE FRANZEN aus Rellinghausen
KATHARINA GEILENBERG aus Überruhr
COENE UFF DEM GOLDENDALL
ELSE GREFFIN („Die alte Greffin“)
LYSE GREVE aus Heide
TRINE HAGEMANN (die itzige „Pottsche“)
ANNA UND JAKOB IM HANSIEPEN
aus Bergerhausen
SOPHIE UND JOHANN HINDERFELD
aus Überruhr
GRETA, HEINRICH UND
JOHANN HINSELMANN aus Überruhr
ELE UND DIETICH VOR DEM HORNE
aus Bergerhausen
CATHARINA KERSEBOOMS UND
TOCHTER LISE aus Bergerhausen
IDA KLINKHAMMER UND IHR MANN
aus Rellinghausen
METTE KRUMME aus Überruhr
DORTHE LAMBERTZ aus Rellinghausen
THOMAS UFF DEM LEHEN aus Überruhr
TRIME LÜLLHOFF aus Überruhr
TRINE LUICKENHOVE aus Heisingen
TRINE NIEWERDT
GERD SCHMITZ MIT FRAU UND
TOCHTER aus Überruhr
ENGELBERT SCHRAMM aus Rellinghausen
CATHARINA SCHROEDERS
aus Rellinghausen
GRETA SCHÜRMANN aus Überruhr
TRINE IM SPICKHOVE aus Heisingen
ELSE STERKES aus Rellinghausen
THONISS UFF DEM SCHAECKEN
ELSA IM SEVEN
MARIE ZU VÖCKLINGHAUSEN
zurück zum Denkmalpfad