Chronik Rellinghausen

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ca. 860

Rellinghausen (Ruodlinghus) wird aus der Zehntschenkung des Kölner Erzbischofs Gunthar (850-864) an die Kirche (Quintinskapelle) in Essen ausgenommen. Es muss demnach als eigenes Zehntgebiet mit einer eigenen klei­nen Kirche bestanden haben.

943

Der Kölner Erzbischof Wigfried überträgt den Zehnt von Rellinghausen (gemeinsam mit Vöckling­hausen und einem Teil von Bergerhausen) an das Benediktiner-Kloster in Werden. Rellinghausen wird damit Unterpfarrei der Werdener Abtei. Die Gründe dafür sind unbekannt.

 947

wird dieses in einer Urkunde König Ottos I. noch einmal bestätigt.

996/98

gründet der Überlieferung nach die Essener Äbtissin Mathilde in Rellinghausen ein Frauenstift für die Töchter des Dienstadels. Die genauen Statuten diesen religiösen Frauengemeinschaft sind ebenso Rellinghausen nun wie­der aus der Bindung an Werden gelöst und dem Essener Frauenstift übertragen wurde.

1058

findet sich im Testament der Essener Äbtissin Theophanu die erste nachweisliche Nennung der Kirche in Rellinghausen. Sie bezieht sich auf die romanische Stiftskirche, die aber schon einige Zeit bestanden haben wird. Die Stiftskirche dürfte über den Fundamenten der früher schon er­wähn­ten Eigenkirche errichtet worden sein.

1220

wird Rellinghausen in der Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg als zu dessen „ererbtem Vogteibesitz“ gehörend erwähnt.

1225

kommt es im Streit um diesen Vogteibesitz bei Gevelsberg zum Überfall auf den Erzbischof und Reichsverwe­ser Engelbert von Berg,der hierbei durch zahlreiche Hiebe und Stiche getötet wird. Sein Vetter Graf Friedrich von Isenberg wird als dessen Mörder geächtet, gebannt, ein Jahr später gefasst und in Köln hingerichtet.

1226

reißt Adolf von der Mark, ebenfalls ein Vetter des Isenbergers, einen Teil des isenbergischen Erbes an sich, darunter die Vogtei über Rellinghausen.(Gleichermaßen bemächtigt er sich der später so genannten „mär­kischen Gemeinden“ Steeler Berg, Freisenbruch, Horst und Eiberg, welche ihm dann im Jahre 1243 vertraglich zuge­sprochen werden.)

1230

muss er jedoch die Rellinghauser Vogtei auf Geheiß des Königs Heinrich (VII.) wieder abgeben.

1241

meldet sich das Haus Isenberg zurück: Der Sohn des hingerichteten Friedrich von Isenberg, der sich nun nach seiner Mutter „von Limburg“ nennt, erhebt Anspruch auf die Vogteien seines Vaters und lässt mit Unterstützung seiner mächtigen Limburger Verwandten auf Werdener Gebiet aber direkt an der Rellinghauser Grenze die neue „Isenburg“ bauen, um diesem Anspruch sichtbar Ausdruck zu verleihen. Ob er bereits zu diesem Zeitpunkt die Vogteirechte wieder innehatte, ist nicht einwandfrei zu belegen.

1241

ist erstmals ein Pfarrer in Rellinghausen urkundlich erwähnt.

1243

wird die Essener Isenburg vom Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden erobert. Als Vasall des Erzbischofs bewohnt nun Heinrich von Sayn die Burg.

1246

wagt der Werdener Abt nach dem plötzlichen Tod des Kölner Vasallen, Anspruch auf die Burg auf seinem Grund zu erheben. In einem Vergleich darf er sie mit einem eigenen Burgmannen besetzen, muss aber Grund und Boden an den Erzbischof abtreten, der seinerseits einen zweiten Burgmann bestellt.

1247

tritt als neuer Burgmann des Erzbischofs ein Heinrich von Vittinghoff in Erscheinung. Da die Isen­burg ja bereits durch den Werdener Abt besetzt ist,lässt ihm der Erzbischof einen unmittelbar davor gelegenen aber auf Rellinghauser Gebiet befindlichen Hof zu einer Wasserburg, einer so genannten „Motte“, ausbauen.

Beurkundet ist zu gleicher Zeit in Corveyer Akten ein Abkommen zwischen dem Abt des Klosters Corvey und Dietrich von Limburg wegen des Geleites der Weinfuhren vom Rhein nach Corvey. Auf einem Vitingshof bei Freisenbruch pflegte man Rast zu machen.Aufsitzer dürften die Vorfahren des Henricus Vitinghof gewesen sein. Ebenso taucht Heinrich von Vitinghof in Werdener und Essener Unterlagen auf. Er scheint also mehren Herren (und Damen) gleichzeitig zu Diensten gewesen sein.

1272

erbt laut einer in Rellinghausen ausgestellten Urkunde sein Sohn Heinrich II.die Burg Vitinghof. Auf der Burg Neu-Isenberg ist sein Bruder als Truchsess aufgeführt.

1288

werden die Machtverhältnisse im rheinisch-westfälischen Raum durch die Schlacht von Worringen noch einmal neu aufgemischt. In einer Koalition von Kölner Bürgern, märkischen und bergischen Truppen sowie bergischen Bauern wird der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg ver­nichtend geschlagen und gerät in Gefangen­schaft des Grafen von Berg (Vetter des Dietrich von Limburg!).

Für Rellinghausen ist dieses Ereignis äußerst folgenreich:

  • Märkische Truppen zerstören als ein Symbol Kölnischer Macht die Essener Isenburg.
  • Dietrich von Limburg wird bei den nachfolgenden Verhandlungen der Rellinghauser Vogtei zugesprochen. Die Vogteien der Stifte Essen und Rellinghausen sind nun nicht mehr in einer  Hand, was die Selbständigkeitsbestrebungen Rellinghausens begünstigt.
  • Heinrich III. von Vitinghof begibt sich in den Schutz des neuen Vogtes und Gerichtsherrn. Er kann seine Burg Vitinghof in Rellinghausen behalten. Seine Nachfahren werden in der Geschich­te Rellinghausens immer wieder eine Rolle spielen.

1378

Einer Urkunde über Grenzschwierigkeiten zwischen Steele und dem Stift Rellinghausen ist zu entnehmen, dass sich das Stiftsgebiet an der Ruhr aufwärts bis nach Horst Eiberg erstreckt. Steeler Einwohner haben nur mit beson­derer Erlaubnis Zugang zur Ruhr und zu den fetten Ruhrweiden. Das führt immer wieder zu Grenzstreitig­keiten. Der Steeler Grendplatz erinnert noch an die alte Stiftsgrenze.

1401

kommen erstmals Rellinghauser Münzen in Umlauf. Sie tragen das Bildnis des damaligen Stiftsvogtes Dietrich VI. von Limburg-Broich.

1410

verpachtet Ritter Pilgrim von der Leithen, der damals das Schloss auf dem Berge bewohnte, die Stiftsmühle an einen Hannes Molner und dessen Ehefrau. Pilgrim von der Leithen hatte das Mühlenrecht vom Stift übertragen be­kommen. Dieses Recht wird 1503 durch den neuen Besitzer Vittinghoff-Schell an das Stift zurückgegeben.

1418

lässt Äbtissin Margarethe von der Marck (1418-1425) an der Ruhr auf Rellinghauser Stiftsgebiet die „Spillenborgmühl“ bauen. Das führt zu Auseinandersetzungen mit dem Stift Rellinghausen, welches seine Hoheits­rechte verletzt sieht und diese einklagt.

1452

kauft Johann „von den Vitinchave gen. Schele“ von seinem kinderlosen Schwager Pilgrim van der Leithen das „hus, geheten de berg“, das Heutige Schloss Schellenberg, damals noch eine einfache Wasserburg, die man im Laufe von Generationen zur heutigen Schlossanlage ausbaut und erweitert.

1487

stiften Cord von Vittinghoff-Schell und seine Frau Bate von Stael-Holstein ein Hospital (=Gasthaus) für arme und gebrechliche Leute, wandernde Scholaren und Pilger, welches heute unter dem Namen „Alte Dorfschenke“ als Gaststätte weiter betrieben wird.

1516

wird am St.-Annen-Tag von einem durchziehenden Schäfer in einem Dornenstrauch des Rellinghauser Mühlen­tales eine Hostienburse mit geweihten Hostien aufgefunden, die tags zuvor beim Kirchweihfest aus der Stifts­kirche gestohlen worden waren. Das „wunderbare Ereignis“ bewegte die Gemüter, erfuhr bald schon eine legenden­hafte Ausgeschmückung und lockte auch Pilger an den Ort. Später wurde über dem Dornenstrauch eine Kapelle errichtet. Bis auf den heutigen Tag wird – nunmehr fast fünfhundert Jahre lang – des Ereignisses am St.-Annen-Tag mit einer feierlichen Prozession von der Kapelle zur Stiftskirche hin gedacht.

1567

stirbt die damalige Dechantin Sophie von Stael-Holstein an der Pest.

1567

ist der Rellinghauser Gerichtsturm erstmals urkundlich erwähnt. Erbaut hat ihn der damalige Stiftsvogt Wilhelm von Eyll, auf Haus Baldeney. Durch Heirat von Ludgard von Limburg war die Vogtei bereits 1444 auf die Herren von Haus Baldeney übergegangen.

1570

stellt Kaiser Ferdinand I. das Rellinghauser Stift unter kaiserlichen Schutz und bestätigt den Relling­­hau­ser Stifts­frauen auf deren Ersuchen ihre Privilegien.

1577

endet ein wohl lange schon schwelender Streit um die Gerichtshoheit in Rellinghausen zwischen den Stifts­frauen und ihrem Vogt Wilhelm von Eyll mit einem Vergleich.

1579

beginnen in Rellinghausen die Hexenprozesse, die bis zum Reichskammergerichtsprozess gegen das Rellinghauser Stift im Jahre 1591 andauern und 41 Menschen das Leben kosten.

1619

nimmt im oberen Mühlental erstmals eine Schleifmühle den Betrieb . Viele bekannte Essener Gewehrfabri­kanten treten in der Folgezeit als deren Pächter auf. Bis ins Jahr 1823 stand sie im Dienst der Gewehrfabri­kation. Danach wurde sie noch eine Zeit lang als Kornmühle weiter be­trieben. Die Straße Bohrmühlental er­innert noch daran.

1621

quartieren sich Reiter der Kaiserlichen Majestät zu Spanien in Rellinghausen ein.

1622

erscheinen abermals Spanier im Stiftsgebiet und „haben daselbsten übel gemacht“.

1622

sieht sich das Stift wegen der Kriegswirren gezwungen, die entfernt liegenden linksrheinischen Besitzungen Froitzheim und Kirchherten aufzugeben.

1624

fallen auf Geheiß der Essener Äbtissin ca. 300 Bauern und Steeler Schützen in Rellinghausen ein. Sie befreien Gefangene aus dem Turm. Es gibt drei Tote und mehrere Verwundete. Etliche Stifts­bewohner werden fort­geführt und ins Steeler Diebesloch gesteckt.

1629

wird Rellinghausen von hessischen Truppen heimgesucht.

1631

erlässt Stiftsvogt Wennemar von Neuhoff das Gebot, dass sich alle Männer unter seiner Führung zusammen­schließen und bewaffnen, um sich streunender Kriegshaufen zu erwehren.

1634

erfolgt die Umbenennung der Stiftkirche „St. Jakob“ in „St. Lambertus“. Auslöser sollen verhee­rende Einfälle Spanischer Truppen während des Dreißigjährigen Krieges gewesen sein.

1661

bindet sich das Rellinghauser Frauenstift offziell wieder an das Essener Mutterstift an. Es verliert seine Eigenständig­keit, die vom Essener Stift ohnehin nie anerkannt worden war. Im Wappen der Fürstäbtissin ist dem Stift Rellinghausen allerdings ein eigenes Feld eingeräumt, was einen gewissen Sonderstatus unter­streicht, den Rellinghausen innegehabt haben muss.

1663

kann die evangelische Gemeinde ihr erstes eigenes Gotteshaus einweihen,eine kleine Fachwerk­kirche. Vorausge­gangen waren jahrelange Querelen um die Mitbenutzung der Stiftskirche für den evangelischen Gottes­dienst.

1678

stiftet Domkantor Franz von Vittinghoff-Schell 600 Reichstaler, von deren Zinsen ein Lehrer ange­stellt wird, der auch den Orgeldienst in der Kirche zu versehen hat. Damit ist für alle Kinder des Stiftbezirkes der Unterricht ge­sichert und somit eine der frühesten „Volksschulen“ ins Leben gerufen.Erstes Schulhaus mit Lehrerwohnung war das Fachwerkhaus unmittelbar neben der Kirche. Eine Pflicht zum regelmäßigen Schulbesuch aber gab es erst durch die „Fürstlich Essendische Schulverordnung“ der letzten Essener Äbtissin Maria Kunigunde im Jahre 1787.

1723

nimmt der Freiherr von Vittinghoff-Schell am Fuße seines Schlossberges eine erste Glashütte auf Rellinghauser Boden in Betrieb.

1775

ist der Bau der neuen evangelischen Kirche fertiggestellt mit einer bemerkenswerten Innnenaus­stattung im berg­ischen Rokoko.

1802

erscheinen Preußische Truppen in Essen und lösen sämtlich Klöster und Stifte auf, somit auch das Stift Rellinghausen. Der preußische Staat erklärt sich zum neuen Eigentümer. Die Auflösung wird ein Jahr später auf dem Reichsdeputationshauptschluss als rechtens bestätigt. Das Frauenstift sollte allerdings als „Versorgungs­anstalt für unbemittelte adelige Offziers- und Beamtentöchter ohne Unterschied des Bekenntnisses“ wieder neu ent­stehen. Deren Auflösung erfolgte dann erst im Jahre 1812.

1806

erreichen französische Truppen die rechtsrheinischen Gebiete. Rellinghausen wird in das Groß­herzog­tum Berg eingegliedert, das dem unter französischem Protektorat stehenden Rheinbund angehört.

1811

wird nach einer durch die französische Besatzung verfügten Gebiets- und Verwaltungsreform das ehemals selbstän­dige Rellinghausen der Stadt Steele zugefügt. Bürgermeister war bis zum Jahre 1822 Freiherr Max von Vittinghoff-Schell, der Rellinghauser Interessen gewahrt haben dürfte.

1815

fallen die ehemaligen geistlichen Stifte Essen, Werden und Rellinghausen nach den Bestim­mungen des Wiener Kongresses erneut dem preußischen Staate zu. Die während der franzö­sischen Zeit eingeführte Verwaltungs­reform wird jedoch beibehalten.

1824

kann wegen Baufälligkeit in der Stiftskirche kein Gottesdienst mehr abgehalten werden. Der preußische Staat als nunmehriger Eigentümer der Kirche steht in der Pflicht, einen Teil der Neubaukosten zu tragen. Darum will man auch bei der Gestaltung ein Wort mitreden. Ein eingereichter Entwurf findet nicht die Zustimmung der preußi­schen Oberbaudeputation. Der neue Entwurf trägt im Wesentlichen die Handschrift des späteren Leiters dieser Institution, Karl Friedrich Schinkel. Bis auf den romanischen Turm, dessen Erhalt sich die Rellinghauser er­trotzen, entsteht eine neue Kirche im klassizistischen Stil jener Zeit.

1827

findet die Einweihung des neue Gotteshauses statt. Etliche Bauten aus stiftischer Zeit – so etwa der Kreuzgang – mussten freilich dem Neubau geopfert werden. In jener Zeit war ohnehin der Sinn für diese Besonderheit klöster­licher Architektur abhanden gekommen.

1833

wird die Steinkohlenzeche Ludwig an der heutigen Rellinghauser Straße abgeteuft. Zeitweilig wurde hier auch Eisenstein gefördert.

1845

initiert der damalige Rentmeister des Schlosses, I. A. Hermann, die Gründung des „Vereins vom hl. Karl Borromäus“ (heute „Öffentliche katholische Bücherei“). Das ist der Auftakt zur Gründung zahlreicher Vereine unter dem Dach der Kirche in Rellinghausen, deren Mitglieder sich aus unterschiedlichen Interessen zusammen­fanden: Politik, Musik, Theater, Traditionspflege.

1857

beginnt im Bereich des heutigen Stadtwaldplatzes die Eisensteinzeche Neu-Essen III und IV mit der Förderung von Eisenerz. Als die Fördermengen sinken, ruht der Betrieb zwischen 1884 und 1891. Im Jahre 1899 wird die Zeche endgültig stillgelegt.

1868

sind in Rellinghausen Cholerafälle zu beklagen. Im gleichen Jahr  nehmen drei Ordensfrauen der Dernbacher Schwester ihren Krankenpflegedienst auf.

1873

verhandelt die Bergisch-Märkisch Bahn über eine Eisenbahnlinie von Essen nach Werden durch Rellinghauser Gebiet. Noch im gleichen Jahr beginnt der Ausbau der Strecke.

1876

wird nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen am 1. Januar die Gemeinde Rellinghausen wohl infolge des rasanten Bevölkerungsanstiegs selbständige Bürgermeisterei. Erster Bürgermeister ist Josef Sartorius aus Kempen.

1877

kann die Verwaltung der jungen Gemeinde in das neue Rathaus umziehen.

1877

wird die Bahnstecke eröffnet. Der Rellinghauser Haltepunkt hieß damals „Haltestelle am Isenberg­tunnel“, dann „Station Rellinghausen“, heute ist es der Bahnhof „Stadtwald“.

1878

wird eine Güterstrecke zwischen Steele und Mülheim über Rüttenscheid angelegt, die nach intensiven Verhand­lungen bald auch den Personenverkehr aufnimmt. An den Haltepunkt in Relling­hausen erinnert die Eisenbahn­straße. Heute befindet sich dort ein Aldi-Markt.

1882

eröffnet Rellinghausen eine eigene Sparkasse.

1884

erhält die Gemeinde einen bedeutenden Zuwachs an Gebiet und Bevölkerung. Durch die Einge­meindung Rüttenscheids verdoppelt sich die Zahl der Einwohner nahezu auf nun 7.356 Personen.

1891

richtet am 3. Juli ein Orkan mit heftigstem Hagelschlag große Schäden an. Der gesamte Hang unter­halb des Schlosses ist entwaldet. Herabstürzende Bäume zerstören etliche Häuser, darunter auch die alte Vikarie, die heu­tige Gaststätte „Kockshusen“.

1899

beginnt im Mühlental (heute Annental) das Abteufen der Zeche Schnabel. Der Betrieb wird später von der Bredeneyer Gesellschaft Langenbrahm übernommen.

1900

scheidet Rüttenscheid aus dem Verbund mit Rellinghausen wieder aus und wird für ganze fünf Jahre selbstän­dig, dann Essen eingemeindet.

1900

nimmt das St.-Lambertus-Krankenhaus am Glockenberg seinen Dienst auf.

1901

wird der Kindergarten St. Lambertus eröffnet.

1905

findet im Stadtwald aus Anlass der 100. Todestages von Friedrich Schiller die Einweihung des Schiller­brunnens statt. Mit der Gestaltung eines Bronzereliefs war der bekannte Bildhauer Fritz Behn beauftragt worden. Aber bereits zu Beginn des ersten Weltkrieges wird diese Arbeit zu Rüstungszwecken eingeschmolzen und durch einen Betonabguss ersetzt.

1906

entsteht mitten im Kordenbusch nahe dem Schloss Schellenberg eine dritte Großzeche der Gewerkschaft Gottfried Wilhelm Waldhausen. Freiherr Vittinghoff-Schell versucht als Besitzer des Waldes, die Anlage Des Schachtes zu verhindern. Es kommt zu einem erbittert geführten Prozess, der bis zur letzten Instanz nach Leipzig geht. Zwar kann er den Zechenbetrieb nicht verhindern, erreicht aber, dass die Aufbereitungsanlage (Kohlen­wäsche)1,5 Kilometer weiter an die untere Frankenstraße verlegt wird, wohin die Kohlen mit einer Drahtseil­bahn transportiert werden müssen. Auch der laute Dampfbetrieb wird untersagt. So ist Gottfried Wilhelm der erste vollelektrische Zechenbetrieb an der Ruhr.

1908

Baubeginn der Zechensiedlung Gottfried-Wilhelm-Kolonie zwischen der Frankenstraße, der Ruhr und dem Schellen­berger Wald nach Plänen des Architekten Oskar Schwer. Auf der Städte-Aus­stellung in Düsseldorf erhält das Baukonzept die Auszeichnung einer „mustergültigen Arbeiter­kolonie“. Leider wurde beim Verkauf der Häuser an Einzelinteressenten im Jahre 1979 die Siedlung in ihrer Gesamtheit nicht unter Denkmalschutz gestellt. So sind nur noch wenige Häuser in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten. Eine Ausnahme bildet das denk­malgeschütze ehema­lige Schulhaus, in dem seit 1986 die Kulturinitiative „Kunsthaus“ gastiert.

1909

endet die kurze Zeit der eigenständigen Bürgermeisterei Rellinghausen. Wirtschaftliche Schwierig­keiten hatten den Schritt zur Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrages mit der Stadt Essen erleichtert.

1909

gibt die Familie von Vittinghoff-Schell aus Verärgerung über den Ausgang des Rechtsstreites mit den Betreibern der Zeche Gottfried-Wilhelm nach über 650 Jahren Ansässigkeit den Wohnsitz in Rellinghausen auf und zieht ins familieneigene Schloss Kalbeck bei Goch am Niederrhein um.

1935

kann die evangelische Gemeinde an der Oberstraße ihr neues Gotteshaus feierlich einweihen. Infolge der Industrieali­sierung war innerhalb weniger Jahre die Zahl der Gemeindemitglieder von ehemals ca. 800 auf 8000 ange­stiegen. Das machte einen Neubau erforderlich. Ein Jahr lang steht er noch neben der Vorgängerkirche, deren wertvolle Innenausstattung unter Denkmalschutz gestellt wird und einen würdigen Platz im Kapellen­anbau der neuen Kirche erhalten soll. Aber auch die neue Kirche verdient das Etikett „denkmalwürdig“. Ihr Bau gilt als ein typischer Vertreter des damaligen „neuen Bauens“, in das Elemente klassischer Bauformen wie Ideen des Bauhauses einflossen.

1944

wird am 26. März bei einem der wenigen Bombenangriffe auf Rellinghausen neben etlichen Wohn­bauten auch die Stiftskirche schwer getroffen. Die historisch bedeutsamen alten Glocken stürzen aus dem brennenden Glocken­stuhl zur Erde, wo sie zerschellen. Die lupenreine klassizistische Innengestaltung der Kirche mit drei Altären nach Entwürfen Schinkels – heute wahrscheinlich ein kunsthistorischer Leckerbissen im Essener Raum – werden durch den Brand völlig zerstört.

1946

nimmt im Bereich der heutigen Wuppertaler Straße etwa unterhalb des Schlosses Schellenberg die Kleinzeche Jungmann ihren Betrieb auf. Der Brennstoffnotstand der Nachkriegsjahre macht es möglich, dass eine Anzahl solcher bergbaulicher Kleinstbetriebe noch einmal Konjunktur haben. Doch diese Zeche ist dann auch die erste der Rellinghauser Zeichen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder geschlossen wird.

1959

läutet die Schließung der Kleinzeche Jungmann in Rellinghausen das Zechensterben ein.

1966

stellen die Zechen Ludwig und Langenbrahm ihren Betrieb ein.

1972

wird auch die Zeche Gottfried-Wilhelm zusammen mit der Heisinger Zeche Karl Funke, mit der sie seit langem im Verbund ist, endgültig stillgelegt.