Schloss Schellenberg wird als Adelssitz bereits im 12. und 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Besitzer der Burg ist die Familie von Broich aus Mülheim. Ende des 13. Jahrhunderts gelangte die Anlage, das „Hus opm Berg“, an die Familie von Horst, bis Nolde von Kückelsheim die Burg 1353 käuflich erwarb. 1388 gelangte Schellenberg durch Heirat an Pilgrim von der Leithen. All diese Familien sind mit der mittelalterlichen Geschichte Rellinghausens eng verbunden. Dietrich von der Leithen verkaufte 1452 die Burg für 1100 Rheinische Gulden an seinen Schwager Johann von Vittinghoff genannt Schell.
Die Familie Vittinghoff gehört zu den Ministerialien des Essener Fürstentums und übt im Stift Rellinghausen auf ihren Gütern eigene Gerichtsbarkeit aus. 1456 überträgt die Fürstäbtissin von Essen das Erbdrostenamt an die Freiherren von Vittinghoff, die dieses Amt bis zur Säkularisierung 1802 innehaben. Über die Zeit entwickelte die Familie ein enges Sozialgefüge mit der Ortschaft und den Einwohnern von Rellinghausen. So baut z. B. Cord von Vittinghoff-Schell im Jahre 1487 die heutige „Alte Dorfschenke“ an der Frankenstraße als Hospital, Gasthaus und Herberge. 1678 stiftet Wilhelm Franz von Vittinghoff-Schell einen Betrag von 600 Reichstalern, aus deren Zinsen dem Lehrer und Organisten zu Rellinghausen das Gehalt gezahlt wurde (Die Lehrerstelle zählte zu den bestbezahltesten im Essener Gebiet). 1825 spendet Max Friedrich von Vittinghoff-Schell 550 Taler und Eichenstämme aus den eigenen Waldungen nebst Fuhrdiensten zum Neubau der Kirche in Rellinghausen und übernimmt die Kosten der neuen Orgelempore. Das gute Zusammenleben zwischen Herrschaft und Bevölkerung wird auch nicht durch die Revolution von 1848 gestört. Der „Sturm“ auf das Schloss wird mit einem gespendeten Bierfass des Freiherrn von Vittinghoff-Schell abgewendet und die „Revolution“ in Rellinghausen friedlich beendet.
Innerhalb der Familie Vittinghoff wechselten die Eigentumsverhältnisse auch auf andere Linien innerhalb des Familienverbands. Das Schloss bleibt aber bis heute im Familienbesitz. 1992 starb der letzte Namensträger, Felix Freiherr von Vittinghoff gen. Schell. Die Anlage ging an die Tochter seines Bruders Maria Immaculata Freifrau Spies von Büllesheim, und danach an deren Tochter Antoinette Freifrau von Elverfeldt-Ulm über, die sich heute um die Belange des Hauses kümmert.
Bis 1910 wurde Schloss Schellenberg ausschließlich zu Wohn- und Wirtschaftszwecken genutzt. Nach dem Aus- und Umzug der Familie aus Protest gegen den nahegelegenen Bergbau, eine Kohlenseilbahn führte nahe des Schlosses vorbei, wurde eine neue Nutzung gefunden. Zwischen 1918 und 1919 diente das Haus vorübergehend als Kinder- und Mütterheim, bis dann der Katholische Fürsorgeverein für Frauen, Mädchen und Kinder das gesamte Gelände für einen symbolischen Betrag von 10 Mark pachtete. Die Hiltruper Schwestern leiteten bis zur Schließung des Heims im Jahr 1967 das Schloss. Nach umfangreichen Um- und Ausbauten, der landwirtschaftliche Teil wird zum Unterkunftstrakt, bezieht die Höhere Landespolizeischule Münster das Schloss als Aus- und Weiterbildungszentrum. Beamte wurden hier für Auslandseinsätze trainiert. Nach der Wende wurden auch brandenburgische Polizisten mit Praktiken wie z. B. Stressabbau und Ähnlichem vertraut gemacht. In jüngster Vergangenheit stand nach der Schließung der Schule 2003 ein weiterer Umbau an. Und so werden seit 2005 die exklusiven Räumlichkeiten als Büros genutzt.
Schloss Schellenberg ist eine dreiteilige Anlage, die in eine Kernburg und einen inneren und äußeren Wirtschaftshof unterteilt ist. Der viereckige, vierstöckige Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert ist der älteste Teil der ehemaligen Wasserburg. Hier im Haupthaus befindet sich auch eine mittelalterliche Kapelle. Ab 1660 kommt es zu umfangreichen Erweiterungsbauten. Die Baujahre der Gebäude sind an den Allianzwappen der jeweiligen Bauherren abzulesen. 1820 wird der Burggraben zugeschüttet und ein dreistöckiges Wohnhaus im englischen Landhausstil errichtet. Der neueste Teil der Anlage ist das Torhaus des Schlosses, errichtet im neugotischen Stil um 1880. Das Schmuckstück des Hauses ist der Rittersaal, dessen aufwendige Stuckausstattung 1672 fertig gestellt wurde.
Der ursprünglich größere Park wurde um 1673 in barockem Stil neugestaltet. Zwischen 1820 und 1842 wurde der Garten erneut umgestaltet. Die beiden barocken Pavillons, der „Lustpavillon“ von 1674 und der „Adam- und Evapavillon“ ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, werden in eine Gartenanlage nach englischem Vorbild einbezogen. Die exotischen Gehölze und das damals angelegte Wegsystem sind im Wesentlichen bis heute erhalten.
Text: Max von Elverfeldt-Ulm